/ Lesezeit: ca. 4 Minuten /

Vermutlich kennst Du den Satz „Sei gut zu Dir selbst!“, oder? Er wird besonders dann gerne verwendet, wenn es jemandem schlecht geht und die Person Unterstützung benötigt. Für mich gehört diese Aussage jedoch in die Kategorie der Möchtegern-Unterstützung. Warum das so ist? Hier die Antwort!

 

Es gibt so viele Menschen, die aufrichtig an sich arbeiten, ihre Themen im Blick haben und reflektiert sind. Sie versuchen, auf ihrem Weg weiterzukommen und sich stetig weiter zu ent-wickeln. Doch auch – oder vielleicht gerade – sie kommen immer wieder in Situationen, in denen es ihnen schlecht geht. Es kann sich anfühlen, als wäre mensch überhaupt nicht vorwärtsgekommen und als sei der ganze Weg umsonst gewesen.

 

Googelt mensch in solch einer Situation nach Unterstützung, findet sich gerne der Satz „Sei gut zu Dir selbst!“. So wichtig und richtig ich die Idee dahinter finde, so wenig holt diese Aussage jemanden dort ab, wo sie*er sich in solch einer Situation befindet. Deswegen „Möchtegern-Unterstützung“ – sie möchte gerne unterstützen, schafft es aber nicht.

Warum „Möchtegern-Unterstützung“?

Zum einen ist die Aussage als Imperativ formuliert. Sie sagt jemandem, was zu tun ist. Doch Menschen, die auf dem Weg sind, haben üblicherweise sehr gut im Blick, was sie alles tun könnten oder sollten. Es sind häufig sogar gerade diese Ansprüche, die sie immer wieder an einen Tiefpunkt bringen.

Daneben wird mit diesem Satz nicht mitgeteilt, was denn nun zu unternehmen ist. Was es bedeutet es denn, gut zu sich selbst zu sein? Woher weiß jemand, was gut für sie*ihn ist? Meiner Ansicht nach ruft diese Aussage noch mehr Druck hervor, weil schon wieder etwas erledigt werden soll.

 

Was hilft stattdessen?

Was jemand in einer Phase benötigt, in der es ihr*ihm schlecht geht, kann natürlich sehr unterschiedlich sein. Meiner Erfahrung nach ist es allerdings sehr hilfreich, vom Kopf in den Körper zu kommen. Denn wenn wir in einem Tief stecken, sind wir häufig dort hineingeraten, weil wir nicht ausreichend auf unsere Bedürfnisse geachtet haben. Oftmals sind wir über unsere Grenzen gegangen oder haben zugelassen, dass andere sie überschreiten. Was nun unterstützend ist, ist etwas, dass häufig schmerzhaft ist: achtsam wahrzunehmen und zu spüren, was der Körper jetzt braucht.

Wenn wir in so einem Moment wieder Kontakt mit unserem Körper aufnehmen, ist das oft schmerzhaft, weil uns durch das Spüren einerseits bewusst wird, dass wir „zu weit“ gegangen sind und unsere Grenzen überschritten haben.

Andererseits, weil wir uns an dieser Stelle meist selber geben müssen, was wir doch eigentlich von anderen zu bekommen hofften, wie z.B. Liebe, Zuneigung, Verständnis. Doch wenn wir wieder ins Positive kommen möchten, ist es unumgänglich, uns diesem Schmerz anzunehmen, damit die Wunde heilen kann.

Wie immer gelingt Dir das über den Ablauf, den ich schon öfters aufgezeigt habe und auch hier gerne wieder einbringe:

  1. Innehalten
  2. Hinschauen
  3. Spüren
  4. Loslassen

Was genau damit gemeint ist, kannst Du hier noch einmal nachlesen.

 

Natürlich wünsche ich Dir, dass Du gut zu Dir selbst bist. Doch noch mehr wünsche ich Dir, dass Du weißt und erfährst, wie Dir das gelingt.