Wie mich das Leben zum Innehalten drängte

Wie mich das Leben zum Innehalten drängte

/ Lesezeit: ca. 7 Minuten /

 Innehalten.

Ich erinnere mich noch, dass es Sommer war. Eigentlich ein ganz normaler Tag, nur dass es mir nicht ganz normal ging. Der Druck, den ich in mir spürte, wurde immer größer und ich hatte das Gefühl, ihm nicht mehr standhalten zu können. Ich hatte keine Kraft mehr, dagegenzuhalten. Wogegen genau wusste ich selbst nicht. Es legte sich irgendein Schalter in mir um, etwas brach sich Bahn und ich begann zu weinen. Es war kein gewöhnliches Weinen, wie ich es von Momenten kannte, in denen ich traurig war. Es fühlte sich groß und überwältigend an. Es gelang mir nicht, damit aufzuhören. Ich spürte, dass ich Unterstützung brauchte. Dass ich mich damit zeigen musste. Meinen Mut zusammennehmend ging ich aus meinem Zimmer und runter zu meiner Familie.

Meine Familie war erst einmal hilflos und gleichzeitig einfach liebevoll. Das wichtigste war, dass sie einfach für mich da waren und mein Gefühl nicht kleinredeten. Das ermöglichte mir zu erfahren, dass es in Ordnung ist, mich mit dem zu zeigen, was in mir vorhanden ist.

Dieser Tag ist nun ca. zwanzig Jahre her und es war der Tag, an dem meine Reise zu mir begann. Der Moment, in meinem Leben, in dem ich das erste Mal ganz bewusst innehielt. Mehr oder weniger unfreiwillig. Es war der erste Schritt, um mein Leben in eine neue Richtung zu lenken.

 

 Hinschauen.

Die nächsten Tage und Wochen verliefen außerhalb meines bisherigen Alltags. Ich wurde krankgeschrieben. Was eine Erleichterung war, weil ich den üblichen Regeln und Anforderungen nicht mehr gerecht werden musste. Nach einigen Arztbesuchen entschied ich mich für einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Mir war sehr mulmig bei dem Gedanken, für einige Wochen dort zu bleiben. Die Anfangszeit war schwierig. Ich wollte einfach wieder dort weg und hatte eine Menge Angst. Überhaupt hatte Angst bis dahin einen großen Teil meines Lebens bestimmt (und tat es auch noch einige Zeit danach). Durch die Therapiegespräche in der Klinik begann ich nach und nach mein Leben aus anderen Blickwinkeln wahrzunehmen. Die Rückmeldungen meiner Therapeutin, vor allem aber die Gespräche mit den anderen Menschen dort, zeigten mir, dass Dinge auch auf andere Weise betrachtet und wahrgenommen werden können. Mein Horizont erweiterte sich und dadurch kam ein Stück Freiheit in mein Leben. Es war die Zeit des Hinschauens auf mein bisheriges Leben.

 

 Spüren.

Etliche der Aspekte, die ich mir ansah, verursachten mir Schmerzen. Ich begann mehr und mehr zu spüren, was mich bewegte und zu lernen, ehrlicher zu mir selbst zu werden, was meine Bedürfnisse und Emotionen anging. In der taz schrieb mal ein Kolumnist, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, der ebenfalls in einer psychosomatischen Klinik gewesen war, dass diese Zeit die ehrlichste seines Lebens gewesen sei. Das kann ich gut nachempfinden. Alle Menschen, die in solch einer Klinik sind, sind dort, weil sie „psychische Probleme“ haben. Und damit haben alle, die dort sind, etwas gemeinsam. Man muss sich gegenseitig nichts mehr vorspielen oder so tun, als wäre alles ok. Was meiner Meinung nach in der Gesellschaft sonst das übliche Spiel ist. In dieser Ehrlichkeit liegt meines Erachtens eine große Freiheit, weil wir sowieso alle unsere Themen haben. Wir müssen sie dann nur nicht mehr verstecken oder so tun, als hätten wir sie nicht.

 

 Loslassen.

Hinschauen und Spüren sind aus meiner Sicht sehr eng miteinander verbunden. Denn wenn wir uns etwas nur anschauen, ohne offen dafür zu sein, die dazugehörigen Emotionen zu spüren, bleiben wir von unserem Innenleben distanziert. Die Energie, die in unserem Körper durch unsere Erlebnisse gespeichert ist, kann sich in diesem Fall nicht auflösen. So sehr wir uns zukünftig auch bemühen, auf bekannte Situationen anders zu reagieren – unser Körper wird aufgrund der noch gespeicherten Energie mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in die altbekannten Verhaltensmuster fallen.

Mit dem Hinschauen und Spüren ist ebenfalls das Loslassen eng verknüpft. Ich schaute mir mein Inneres an und begann zu lernen, das, was ich dort fand, wahrzunehmen und anzuschauen, statt es wegzudrücken und weiterzugehen. Einiges von dem, was ich bisher erlebt hatte und was ich mir auf diese Weise anschaute und emotional bearbeitete, indem ich die dazugehörigen Gefühle wahrnahm und zuließ, konnte ich loslassen. Manches brauchte länger und anderes sehr viel länger. Darüber hinaus gibt es auch noch die Themen, von denen ich den Eindruck habe, es sind Lebensthemen. Also Themen, die eine bestimmte Aufgabe in mein Leben bringen und eventuell immer auf die eine oder andere Weise präsent sein werden. Doch mit jedem Erlebnis, das ich loslassen darf, gewinne ich ein Stück Leichtigkeit.

Im Laufe der Jahre bin ich diese Phasen mit den unterschiedlichsten Varianten und von sehr schnell bis sehr langsam immer wieder durchlaufen: innehalten, hinschauen, spüren und loslassen. Je mehr ich losließ und mich von meinen Schichten befreite, desto mehr kam ich bei mir an. Auf diese Weise lernte ich, meiner inneren Stimme und Intuition immer stärker zu vertrauen. Ich kam bei meinem wahren Sein an. Heute ist mein Eindruck, dass dieser Punkt wesentlich mein damaliges Problem war: ich versuchte stark zu sein und meine sanfte und feinfühlige Seite wegzudrücken. Damit drückte ich mein Potential weg und hielt mich selbst klein. Heute weiß ich, dass genau diese Sanftheit und Feinfühligkeit meine Stärken sind.

Ohne mein Erleben auf andere übertragen zu wollen, ist mein Eindruck, dass sehr viele Menschen viel Kraft dafür aufwenden, nicht in ihrer Kraft zu sein. Dass Du bei Dir selbst ankommst und immer besser Deiner inneren Stimme und Intuition vertrauen und folgen kannst, ist einer meiner Wünsche für Dich.

Zum Abschluss möchte ich Dir sagen: Auch bzw. gerade wenn Dein Schmerz Dich davon abzuhalten versucht, innezuhalten und hinzuschauen: Ja, der Weg kann anstrengend und steinig sein. Doch wer immer Du auch bist, wenn Du bis hierher gelesen hast, bist Du schon auf dem Weg! Damit bist Du Teil einer großen Zahl von Menschen, die gerade auf-brechen. Gehst Du diesen Weg weiter, wirst Du mehr und mehr Freiheit gewinnen. Wie groß Dein Schmerz vielleicht ist, Du bist damit nicht allein. Wir sind uns alle sehr viel ähnlicher, als viele meinen. Und ich wiederhole es immer wieder gerne: Du hast alles schon in Dir. Es geht vielmehr darum, etwas loszulassen, als etwas zu erreichen!

Ich wünsche Dir Menschen an Deiner Seite, die ein offenes Ohr und ein mitfühlendes Herz für Dich haben. Melde Dich bei mir, wenn Du Unterstützung möchtest.

Fühl Dich umarmt.

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4 Dinge, die Dir helfen

4 Dinge, die Dir helfen

(Lesezeit: ca. 5 Minuten)

4 Schritte, die Dir helfen, wenn Dein Weg beginnt

Was ist mit ‚spirituell’ gemeint? Wie kann es aussehen, wenn sich für jemanden der spirituelle Weg öffnet? Um die Antworten zu diesen Fragen und um einen ersten Überblick über 4 Schritte, die Dich auf dieser Reise unterstützen, geht es in diesem Artikel.

 

Bitte beachte: Dies ist ein erster Überblick über diese 4 Aspekte, damit Du einen Eindruck bekommst, wo der Weg langgehen kann. Ich werde noch viel genauer auf die einzelnen Punkte eingehen, damit Du damit Deinen Weg leichter gehen kannst, sofern Du es möchtest.

Was meine ich überhaupt mit „spiritueller Weg“? Was ich hier damit meine, ist die Ahnung oder Erkenntnis, dass Du mehr bist als das Denken und als Dein Körper. Es ist die Ebene, die sich zu öffnen beginnt, wenn Du an dem Punkt in Deinem Leben ankommst, an dem Du Dich fragst, ob Beruf, Karriere, Familie, Eigentum usw. alles ist, worum es im Leben geht. Der Moment, in dem Du zu ahnen oder zu spüren beginnst, dass da noch etwas Größeres in Dir ist, was hinaus ins Leben möchte.

Wie kann es dazu kommen, dass sich jemand diese Fragen stellt und der Weg beginnt? Natürlich gibt es immer eine große Anzahl von Möglichkeiten und die Wege sind vermutlich so vielfältig, wie es die Menschen sind. Meine Beobachtung ist, dass es trotzdem zwei Tendenzen zu geben scheint: Da sind zum einen die Menschen, die eher feinfühlig sind und ihre Antennen schon lange in die Richtung ausgerichtet haben, in der es um die Frage nach dem Sinn des Lebens geht. Diese Menschen besitzen häufig ein feines Gefühl für sich und ihre Mitmenschen und folgen tendenziell eher ihrer Intuition und ihrem Herzen. Oft sind es auch Menschen mit Hochsensibilität.

Zum anderen sind da die Menschen, die eine ganze Weile ihres Lebens überwiegend ihrem Denken Vertrauen schenken und ihr Leben tendenziell eher nach ihrem Willen als ihrem Herzen ausrichten. Bei ihnen beginnt der Weg zuweilen durch ein unangenehmes oder schmerzhaftes Ereignis, das sie mehr oder weniger dazu zwingt, hinzuschauen.

Unser Inneres (bzw. das Universum) sendet uns allen immer wieder Impulse, damit wir innehalten, hinschauen und erkennen, wer wir wirklich sind. Häufig sind das profane Erlebnisse, die irgendwie allen von uns widerfahren und die wir daher oft nicht so ernst nehmen, dass wir sie uns anschauen. Es können z.B. Wiederholungen sein, die wir als schmerzhaft oder unangenehm erleben. Ein allseits beliebter Klassiker davon ist es, sich immer wieder in die „falsche“ Person zu verlieben. Gehörst Du zu den Menschen, die sich schon mal gefragt haben: „Warum passiert mir das schon wieder?“ (1)

An solchen Punkten in Deinem Leben erhältst Du die Möglichkeit, innezuhalten und hinzuschauen. Hast Du das getan oder bist Du weitergegangen? Sofern Du angehalten und hingeschaut hast, wird sich Dein Weg womöglich an dem Punkt geöffnet haben. Oder bist Du darüber hinweggegangen, hast den Schmerz versucht zu verdrängen und Dein Leben weitergelebt wie zuvor? Manchmal kommt es dann zu einer weiteren Wiederholung. Warum auch nicht? Die Welt ist ein Spiegel, kein Fenster. Wenn wir uns nicht ändern, ziehen wir immer wieder Ähnliches an. Weil unser wahres Sein aber immer wieder versucht, uns auf den Weg zu bringen und uns zu unserem Kern zu führen, kann es sein, dass ein Mensch weiteren Schicksalsschlägen begegnet.

Zuweilen folgt eine Krankheit oder ein Unfall. Jedes Mal, wenn etwas in Dein Leben tritt, was Dich aus Deiner gewohnten Bahn wirft, möchte das Leben Dir eine Chance für Deine Ent-Wicklung bieten. Auch wenn Deine Gedanken eher in die Richtung von „Du kannst mich mal!“ gehen. Ja, solche Erlebnisse können sehr schmerzhaft sein und womöglich willst Du einfach nur, dass es vorbeigeht. So war es auch bei mir. Doch diese Momente bieten Dir letztendlich die Möglichkeit, mehr Fülle in Dein Leben zu lassen. Was kannst Du also tun, wenn Du Dich öffnen möchtest?

Du liest bis hierhin? Das freut mich für Dich! Denn es bedeutet, dass sich etwas in Dir öffnen möchte, allen Widerständen zum Trotz. Etwas in Dir hat den Mut, trotz des Schmerzes hinzuschauen. Das verdient Respekt und das meine ich in aller Ehrlichkeit.

Es gibt 4 Schritte, die Dir zu jedem Zeitpunkt Deines Lebens hilfreich sein können. Das heißt nicht, dass sie einfach sind. Sie können Dir aber dabei helfen, Dich von Ballast zu befreien, Deine Schichten nach und nach abzulegen und so zu Deinem wahren Kern vorzudringen und immer mehr Liebe in Dein Leben zu lassen.

Diese vier Aspekte werde ich hier erst einmal nur kurz erwähnen, damit Du weißt, worum es geht. Auf jeden werde ich noch ausführlicher eingehen, denn die Punkte sind genau das, worum es auf dem Weg geht und wodurch er sich mehr und mehr öffnet.

  1. Innehalten

Das Leben zumindest mal kurz anzuhalten und zu bemerken, dass es so nicht weitergehen soll, ist der erste und wichtigste Schritt. Er erfordert bereits Mut, weil Du gewiss spürst, dass da womöglich einiges auf Dich zukommt. Wie siehst Du das?

  1. Hinschauen

Welches Leben lebst Du eigentlich gerade? Ist es das, was Du Dir für Dich wünschst? Was ist das, was Dein Herz möchte? Welche Gedanken und vor allem, welche Gefühle sind in Dir und wollen gespürt werden? Was möchte Dein Herz?

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn er kann ein Leben durchaus ins Wanken bringen.

  1. Spüren

Die Gefühle, die in Dir sind zu spüren und zu durchleben, ohne Dich darin zu verlieren oder von ihnen überwältigt zu werden, darum geht es bei diesem Schritt.

  1. Loslassen

Alles was kommt, geht auch wieder. Alle Gedanken und Gefühle, alles Wollen und Ablehnen taucht auf und verschwindet wieder. Kannst Du erahnen, welche Gelassenheit es in Dein Leben bringen kann, die Welt und das Leben so zu betrachten?

Das waren sie schon, die 4 Schritte. Im Grunde ganz simpel, oder? Leider ist es allerdings so, dass damit der Spaß erst anfängt. Bist Du momentan an dem Punkt Deines Lebens, an dem Dein Weg sich für Dich öffnet? Fühlt es sich so an, als könntest Du gar nicht mehr zurück in Deine alten Gewohnheiten? Willst Du es womöglich auch gar nicht? Dann bleib bitte dran. Fühl Dich eingeladen, den Weg gemeinsam zu gehen. Du bekommst jede Menge Unterstützung von mir und bist jederzeit herzlich eingeladen, Dich über die Kommentarfunktion oder per eMail einzubringen. Je genauer ich weiß, wo Du gerade bist und was Du brauchst, desto gezielter kann ich Dich unterstützen.

Und falls Du es vergessen haben solltest: Du hast alles schon in Dir! Es geht eigentlich nur darum, etwas loszulassen, so dass sich Dein wunderschöner Kern zeigen darf!

 

(1) Wenn Du jetzt schon mehr zu diesem Thema lesen möchtest, findest Du darüber etwas in meinem Artikel in der KGS aus Januar 2019