Hochsensibilität und alte Seelen

Hochsensibilität und alte Seelen

/ Lesezeit: ca. 3 Minuten /

 

 

Auf meinen letzten Blogartikel erhielt ich Fragen zu meiner Sicht auf hochsensible Kinder, dem Unterschied von Hochsensibilität und Charakter, sowie der Frage, ob der Kontakt zum wahren Sein immer durch ein besonderes Ereignis hervorgerufen wird.

Auf diese Fragen möchte ich hier näher eingehen.

 

 

Im Laufe meines bisherigen Lebens habe ich mitbekommen, dass bei etlichen Menschen ein innerer Wandel stattfindet, nachdem ein besonderes Ereignis eintrat. Wie in meinen Blogartikeln an verschiedenen Stellen erwähnt, können das Zusammenbrüche, Unfälle, aber auch der Kontakt mit besonderen Menschen sein. Dieser Wandel, von dem ich spreche, führt dazu, dass die Person bei sich ankommt und ihr wahres Sein entdeckt. Wer mit diesem Ort in sich verbunden ist, nimmt die Welt oft feinfühliger wahr als andere. Aber bedeutet das, dass nur Erwachsene zu ihrer Hochsensibilität finden? Was ist mit Kindern?

 

Alte Seelen

Wie bereits im vorherigen Artikel erläutert, ist das wahre Sein unser Kern. Wir sind energetische Wesen und Schöpferinnen unserer Welt. Wir sind Teil der Quelle, aus der wir stammen. Wir haben uns auf den Weg gemacht, um uns selbst zu erfahren. Wie lange unser Weg ist und wo jede und jeder von uns sich auf diesem Weg befindet, ist unterschiedlich. Mein Eindruck ist allerdings, dass gerade in diesen Zeiten des immer schnelleren Wandels und des Umbruchs, mehr und mehr alte Seelen (wieder-) geboren werden.

 

Hochsensible Kinder

Das sind Menschen, die schon mit einer viel feineren Energie zur Welt kommen. Etliche Eltern sehen das gerade bei ihren hochsensiblen Kindern. Diese Seelen haben bereits einen langen Weg hinter sich und damit einige Erfahrungen nicht mehr vor sich. Sie sind ihrem wahren Sein bereits näher als manche Erwachsene. Deswegen benötigen sie womöglich kein solches „Erweckungsereignis“.

 

Charakter versus wahres Sein

Eine Mutter schrieb mir, dass ebenso der Charakter eine wichtige Rolle spielt. Ich denke, dass Charakter eng mit Karma verknüpft ist. Aus meiner Sicht bildet sich der Charakter aus den Erfahrungen vorheriger Leben. Unabhängig vom Alter der Seele, bringen wir Themen mit, denen wir in diesem Leben begegnen sollen. Wir sind hier, um Erfahrungen zu machen und uns immer wieder neu zu erfinden. Insofern empfinde ich Charakter als einen sich im Laufe der Leben wandelnden Teil, während unser wahres Sein der Kern von all dem ist.

 

Wie siehst Du das?

Hochsensibilität ist nichts Besonderes

Hochsensibilität ist nichts Besonderes

[ Lesezeit: ca 5 Minuten ]

 

Hochsensibilität wird oft als etwas Besonderes wahrgenommen. Sowohl von Außenstehenden als auch von Hochsensiblen selbst. Warum ich denke, dass stattdessen etwas Gewöhnliches ist, erkläre ich in diesem Artikel.

 

 

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt anders wahr als „normale“ Menschen. Für Menschen, die mit einer guten Portion Feinfühligkeit ausgestattet sind, kann das Leben eine größere Kraftanstrengung bedeuten. Es dringt mehr zu ihnen durch und häufig fällt es ihnen auch schwerer, sich gegen die Einflüsse von außen abzugrenzen. Für etliche fühlt es sich an, als würden die Energien ihrer Mitmenschen in sie eindringen. All dies führt dazu, dass sie häufiger erschöpft sind und mehr Rückzugsmöglichkeiten benötigen.

Auf der anderen Seite gelingt es hochsensiblen Menschen meist leicht, sich in ihr Gegenüber einzufühlen. Sie können wahrnehmen, was ihre Mitmenschen gerade benötigen und das führt dazu, dass sie in der Regel als gute Gesprächspartner*innen gelten. Haben solche Menschen einen für sie selbst stimmigen Umgang mit ihrer Feinfühligkeit gefunden, stellen sie für ihre Bekannten oftmals eine gute Unterstützung dar.

Sind Hochsensible deswegen etwas Besonderes?

Ich meine: nein.

Wir alle sind als Menschen auf dieser Welt unterwegs, um Erfahrungen zu machen. Uns allen gemeinsam ist, dass wir Teil der Schöpfung sind und die Verbindung zum Göttlichen in uns tragen. Aus der Schöpfung kommend, verwickeln wir uns im Laufe unseres Lebens – oder unserer Leben – in verschiedene Geschichten. Durch sie machen wir unsere Erfahrungen und gewinnen unsere individuellen Erkenntnisse.

Irgendwann auf diesem Weg kann es geschehen, dass wir erwachen. Häufig ist das ein Moment, in dem wir, aus welchem Grund auch immer, aus der bisherigen Bahn geworfen werden. Bei mir persönlich war es das Erlebnis mit Anfang 20, als ich anfangen musste zu weinen und erstmal nicht mehr aufhören konnte. Nach diesem Tag änderte sich mein Leben und es war, als würde sich ein Schleier auflösen.

Bei anderen mag es ein ähnlicher Zusammenbruch, ein Unfall, eine Trennung oder auch ein mystisches Erlebnis oder eine Beziehung sein. Was immer das Erwachen auslöst, führt dazu, dass der Blick auf die Welt und das eigene Leben danach ein anderer wird.

 

(Ge-)Schichten auflösen

Aus meiner Sicht ist das der Punkt im Leben, an dem die (Ge-)Schichten beginnen, sich aufzulösen. Mehr und mehr fallen die Verwicklungen von uns ab, die wir im Laufe der Zeiten angesammelt haben. Wir kommen zu unserem wahren Sein zurück – und werden immer feinfühliger.

 

Die Verbundenheit mit unserem wahren Sein ermöglicht uns eine viel größere Wahrnehmung. Neue Räume öffnen sich und neue Möglichkeiten entstehen. Es kann sich anfühlen, als hätte sich die ganze Welt geändert. Dabei hat mensch sich nur selbst geändert.

 

Wir alle tragen dieses Sein in uns. Es ist nichts, was erreicht oder erkämpft werden muss. Das Gegenteil ist der Fall: je ruhiger Du wirst, je mehr Du loslässt, desto leichter gelangst Du dorthin…und desto größer wird Deine Wahrnehmung.

 

Insofern ist Hochsensibilität für mich eine Form von Kontakt mit unserem wahren Sein. Und das ist eben nichts Besonderes. Jede und jeder Einzelne kann dorthin gelangen. Es liegt an Dir, welchen Weg Du wählst.

 

Ich wünsche Dir einen ruhigen und gelassenen Jahresausklang und dass sich in Dir Verbundenheit und Vertrauen breit machen!

 

„Sei gut zu Dir selbst!“ – Aber wie?!

„Sei gut zu Dir selbst!“ – Aber wie?!

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Vermutlich kennst Du den Satz „Sei gut zu Dir selbst!“, oder? Er wird besonders dann gerne verwendet, wenn es jemandem schlecht geht und die Person Unterstützung benötigt. Für mich gehört diese Aussage jedoch in die Kategorie der Möchtegern-Unterstützung. Warum das so ist? Hier die Antwort!

 

Es gibt so viele Menschen, die aufrichtig an sich arbeiten, ihre Themen im Blick haben und reflektiert sind. Sie versuchen, auf ihrem Weg weiterzukommen und sich stetig weiter zu ent-wickeln. Doch auch – oder vielleicht gerade – sie kommen immer wieder in Situationen, in denen es ihnen schlecht geht. Es kann sich anfühlen, als wäre mensch überhaupt nicht vorwärtsgekommen und als sei der ganze Weg umsonst gewesen.

 

Googelt mensch in solch einer Situation nach Unterstützung, findet sich gerne der Satz „Sei gut zu Dir selbst!“. So wichtig und richtig ich die Idee dahinter finde, so wenig holt diese Aussage jemanden dort ab, wo sie*er sich in solch einer Situation befindet. Deswegen „Möchtegern-Unterstützung“ – sie möchte gerne unterstützen, schafft es aber nicht.

Warum „Möchtegern-Unterstützung“?

Zum einen ist die Aussage als Imperativ formuliert. Sie sagt jemandem, was zu tun ist. Doch Menschen, die auf dem Weg sind, haben üblicherweise sehr gut im Blick, was sie alles tun könnten oder sollten. Es sind häufig sogar gerade diese Ansprüche, die sie immer wieder an einen Tiefpunkt bringen.

Daneben wird mit diesem Satz nicht mitgeteilt, was denn nun zu unternehmen ist. Was es bedeutet es denn, gut zu sich selbst zu sein? Woher weiß jemand, was gut für sie*ihn ist? Meiner Ansicht nach ruft diese Aussage noch mehr Druck hervor, weil schon wieder etwas erledigt werden soll.

 

Was hilft stattdessen?

Was jemand in einer Phase benötigt, in der es ihr*ihm schlecht geht, kann natürlich sehr unterschiedlich sein. Meiner Erfahrung nach ist es allerdings sehr hilfreich, vom Kopf in den Körper zu kommen. Denn wenn wir in einem Tief stecken, sind wir häufig dort hineingeraten, weil wir nicht ausreichend auf unsere Bedürfnisse geachtet haben. Oftmals sind wir über unsere Grenzen gegangen oder haben zugelassen, dass andere sie überschreiten. Was nun unterstützend ist, ist etwas, dass häufig schmerzhaft ist: achtsam wahrzunehmen und zu spüren, was der Körper jetzt braucht.

Wenn wir in so einem Moment wieder Kontakt mit unserem Körper aufnehmen, ist das oft schmerzhaft, weil uns durch das Spüren einerseits bewusst wird, dass wir „zu weit“ gegangen sind und unsere Grenzen überschritten haben.

Andererseits, weil wir uns an dieser Stelle meist selber geben müssen, was wir doch eigentlich von anderen zu bekommen hofften, wie z.B. Liebe, Zuneigung, Verständnis. Doch wenn wir wieder ins Positive kommen möchten, ist es unumgänglich, uns diesem Schmerz anzunehmen, damit die Wunde heilen kann.

Wie immer gelingt Dir das über den Ablauf, den ich schon öfters aufgezeigt habe und auch hier gerne wieder einbringe:

  1. Innehalten
  2. Hinschauen
  3. Spüren
  4. Loslassen

Was genau damit gemeint ist, kannst Du hier noch einmal nachlesen.

 

Natürlich wünsche ich Dir, dass Du gut zu Dir selbst bist. Doch noch mehr wünsche ich Dir, dass Du weißt und erfährst, wie Dir das gelingt.

Warum das Ego Grenzen braucht

Warum das Ego Grenzen braucht

/  Lesezeit: ca. 3 Minuten  / 

In dieser Zeit ist immer wieder zu hören, dass Spirituelle und Esoteriker*innen bei den Demonstrationen mitlaufen, die sich vorgeblich für „Frieden und Freiheit“ und gegen die Corona-Maßnahmen richten. Warum ich nicht dazu gehöre, möchte ich kurz darstellen.

 

 

Letztes Wochenende war ich auf der Gegendemo zur Berliner Großdemo, die sich gegen die Corona-Maßnahmen richtete. Schon auf der Hinfahrt zum Treffpunkt stellten wir fest, dass absolut unklar war, welche Personen zu welcher Demo gehörten. Äußerst irritierend.

Im Verlauf der Demo sind wir an diversen Orten von außen an der Großdemo gewesen. Zu sehen war eine „bunte“ Mischung von unterschiedlichsten Leuten. Es gab „Peace“-Fahnen, Gandhi-Plakate, Impfgegner*innen und überall zwischendrin Reichsflaggen. Einigermaßen fassungslos standen wir daneben.

In den Stunden danach habe ich viel über das nachgedacht, was ich gesehen hatte. Ich möchte hier ein paar dieser Gedanken teilen.

 

Man kann Impfungen kritisch betrachten, man kann die Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Politik bedenklich finden oder „einfach nur“ Liebe in die Welt bringen wollen – doch nicht gemeinsam auf einer Demo mit Verschwörungstheoretiker*innen, Rechten und Reichsbürger*innen! Denn wer das tut, unterstützt sie dabei, ihr Gedankengut zu verbreiten. Das sollte jeder und jedem klar sein.

 

Auf diesen Seiten erwähne ich immer mal wieder, dass wir alle miteinander verbunden und in unserem Kern Liebe sind. Diese Haltung vertrete ich nach wie vor. Deswegen möchte ich kurz klarstellen, wie ich das in Bezug auf die Demos und die oben genannten Personengruppen sehe.

 

Meine Sicht der Dinge ist, dass wir alle aus derselben Quelle stammen. Unser Kern ist Liebe und darüber sind wir alle miteinander verbunden.

Doch wir sind als Menschen auf dieser Erde. Als solche haben wir ein Ego, dass besonders in diesen Zeiten der „Selbstverwirklichung“ oftmals kaum noch Grenzen gesetzt bekommt.

Unser Ego hat die Kraft, uns zu trennen und uns als getrennt zu empfinden. Diese Trennung löst Angst aus. Wenn diese Angst nicht durch Kontakt und das Gefühl von angenommen-sein reguliert wird, können Wut und Hass entstehen. Notwendigerweise, denn sie werden dann als Schutz vor der Umwelt und den Mitmenschen benötigt, die folglich als feindselig empfunden werden.

 

Auf therapeutischer Ebene verständlich, oder? Doch wenn jemand, dessen Innenwelt wie gerade beschrieben aussieht, sich solche Muster nicht anschaut, bringt er eben nicht Heilung, sondern Spaltung, Wut und im schlimmsten Fall sogar Gewalt in die Welt. Hier hilft dann kein Plakat mehr mit der schönen Aufschrift „Liebe ist der Schlüssel“. Stattdessen muss der Wut und dem Hass Einhalt geboten werden. Denn wenn Einsicht und die Fähigkeit zur Selbstreflektion fehlt, braucht es klare Grenzen.

 

In meinem persönlichen Bereich bedeutet das, diesen Blogartikel zu schreiben oder z.B. auch nicht mit Rechten, Reichsbürger*innen o.ä. Seite an Seite auf einer Demo zu laufen. Sondern zu verdeutlichen, dass Ihre Wut und die Trennung, die sie in die Welt bringen, unerwünscht sind.

 

Denn es braucht jetzt Liebe und Solidarität, um wieder Verbundenheit herzustellen. Das geht jedoch leider nur, wenn jemand auch offen dafür ist.

Minneapolis – Entsteht Gerechtigkeit durch Gewalt?

Minneapolis – Entsteht Gerechtigkeit durch Gewalt?

Entsetzen

Fassungslosigkeit

Wut

Hass

Trauer

Hilflosigkeit

 

Das waren und sind die Gefühle, die ich empfinde, wenn ich an die Tötung von George Floyd in Minneapolis denke. Die Proteste und Demonstrationen seitens der Bevölkerung treffen auf Anklang in mir. Die Wut will raus. Sie sucht ein Ventil.

Die Wut darüber, dass so etwas überhaupt geschehen kann. Die Fassungslosigkeit darüber, wie groß der rassistische Rückhalt in der Gesellschaft bzw der Politik sein muss, wenn sich Polizisten dieses Verhalten erlauben können.

In den Berichten zu den Demonstrationen hörte ich seitens der Demonstrierenden öfters die Aussage, dass sie so aggressiv vorgehen, weil sie das als Gerechtigkeit empfinden. Das finde ich eine verständliche Reaktion. Würde jemand, dem ich mich auf die eine oder andere Weise zugehörig fühle, getötet, kämen auch in mir gewaltvolle Vorstellungen auf. Die Frage, die ich stellen möchte, ist jedoch, wie hilfreich und gerecht es wirklich sein kann, tatsächlich mit Gewalt zu reagieren?

 

Wir kennen das alle

Ich glaube, jede*r von uns kennt Momente, in denen wir vor Wut kaum an uns halten können, oder? Besonders wenn wir selbst beleidigt oder angegriffen werden, reagieren wir meist auf ähnliche Weise. Mir ist das vor ein paar Jahren mal auf einer Demo passiert (sonst natürlich nicht….). Ich hatte eine Frau wegen dem Pelzkragen an ihrer Jacke angesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Pelz mit größter Wahrscheinlichkeit von einem Tier stammt, dass auf qualvolle Weise ermordet wurde. Sie sagte erstmal nichts und ich ging. Kurze Zeit später kam sie auf mich zu und redete auf mich ein. Ich erwiderte etwas und ein Wort ergab das andere. Letztendlich standen wir uns fast (! – darauf möchte ich hier Wert legen…) schreiend gegenüber. Mein Ego brauchte einige Zeit bis es klar hatte, dass der Ablauf wohl der ungünstigste überhaupt gewesen war: sie machte dicht, ich machte dicht. Beide blieben bei ihren Meinungen. Na klasse.

 

Wie wir aus einer Gewaltspirale aussteigen können

 

Aus dieser Reiz-Reaktion-Abfolge auszusteigen kann ein wirklich herausfordernder Weg sein. Denn es bedeutet, dass eine der beiden „Seiten“ damit beginnen muss, sich selbst zu reflektieren. Es benötigt die Erkenntnis, dass die Gewalt oder Aggression sich immer weiter hochspielen wird, wenn niemand aus diesem Kreislauf aussteigt. Wie kann eine Unterbrechung gelingen?

 

In dem Moment, in dem eine der beiden Seiten erkennt, dass Gewalt nicht das Ziel sein kann und nicht zu Gerechtigkeit führen kann, weil dadurch immer wieder neue Betroffene und Rachewünsche entstehen, gibt es Raum für etwas anderes. Das ist der Moment, in dem die Chance besteht, eine Unterbrechung der Gewaltspirale zu erreichen. An dieser Stelle benötigt es ein nach-innen-schauen. Es benötigt die Wahrnehmung für das, was in einem selbst geschieht, wenn von außen Hass und Aggression herangetragen werden. Wenn wir uns das anschauen und bereit sind, die Gefühle, die in dieser Situation in uns auftauchen, wahrzunehmen und sie da sein zu lassen (indem wir sie spüren) kann wieder Raum für Miteinander, ja sogar Liebe, entstehen. Nicht unbedingt Liebe für die „andere Seite“ – wobei das auch geschehen kann – aber Liebe für sich selbst.

 

 

Wut ist Energie – und kann gelenkt werden

 

Ich denke, eine Situation wie die in Minneapolis, ist eine der größten Herausforderungen für so etwas. Denn auf eine Tötung mit etwas anderem als Aggression zu reagieren, ist eine Leistung. Besonders bei dem jahrhundertelangen, rassistischen Hintergrund auf dem die Tat geschah und der dadurch erzeugten nachvollziehbaren Wut.

Die Wut darf meiner Ansicht nach auch ihren Raum haben, nur eben nicht als Gewalt. Wird eine gewaltvolle Spirale durch Innehalten, Hinschauen und Spüren unterbrochen, kann die Wut durchaus sinnvoll genutzt werden. Denn Wut ist Energie und sie kann in friedliche und denoch kraftvolle Bahnen gelenkt werden. Zum Beispiel in andauernde Demonstrationen, Petitionen, Aufrufe etc.

 

In vielen Bereichen stehen gerade Menschen für sich selbst und andere Menschen, Tiere oder die Natur auf und werden dafür angegriffen. Gerade von ihnen wird nun verlangt, dass sie – das heißt, diejenigen, die eh schon unterdrückt wurden und deren Wut noch keinen wirklichen Raum hatte – nun die sein sollen, die als Erste die Gewalt zurücknehmen? Meine Meinung dazu ist: Ja. Weil es weise ist. Weil es genau die Art von neuer Welt schafft, die wir dringend benötigen. Und weil es Liebe in die Welt bringt oder zumindest den Raum für Liebe schafft.

 

Ich wünsche uns, dass jeder und jedem von uns das immer besser gelingt: Dass wir immer öfter in der Lage sind, unsere innere Reaktion auf eine äußere Aggression wahrzunehmen, sie anzuschauen und uns selbst gut zu versorgen, bevor wir im Außen reagieren.

Ich wünsche uns Liebe.

Wohin gehen wir?

Wohin gehen wir?

Wohin gehen wir ?

 

Geht es Dir auch so, dass Du die Ruhe und Langsamkeit genießt, die gerade vorhanden sind? Hast auch Du Dich, so wie ich, schon bei dem Wunsch ertappt, dass es noch eine Weile so bleiben möge?

 

Die Welt, wie sie bisher war, war mir oft zu laut, zu hektisch und zu schnell. Vor allem aber waren mir die Menschen zu oft zu weit von sich selbst entfernt. Das Anhalten der Welt tut mir gerade sehr gut. Ich genieße die nächtliche Stille und den Platz beim Fahrradfahren. Und ganz ehrlich – dass die Menschen „mir“ jetzt aus dem Weg gehen, finde ich wunderbar. Kein Anrempeln mehr und das mitten in Berlin! Wow!

Aus meiner Sicht ist diese Situation eine großartige Gelegenheit für die Menschheit. Ich verkneife mir den bereits endlos rezitierten Satz „Krise als Chance“ und denke ihn nur so vor mich hin. Tatsächlich besteht in einem Zusammenbruch jedoch immer die große Chance, etwas Neues aufzubauen. Was zusammenfällt, kann neu errichtet werden. Hier passiert gerade genau das, was es oftmals braucht, um eine Veränderung zu bewirken: Innehalten.

 

Wie die Welt vorher war

 

Wenn ich mir die Welt anschaue, wie sie „vorher“ war, dann sehe ich (nicht nur, aber auch) in etwa das:

Millionen Menschen sitzen Sonntag abends vorm Fernsehen und schauen sich Morde an. Sie nennen das Unterhaltung.

Millionen Menschen reisen in Flugzeugen durch die Welt und verschmutzen die Umwelt. Fast alle von ihnen sind davon überzeugt, dass ihnen das zusteht.

Ein Großteil der Menschen glaubt daran, dass die Schulmedizin mehr Heilung bringe, als sie selbst es oder Mutter Natur es könnte. Sie glauben an die Pharmaindustrie, deren Kund*innen zu einem großen Teil dieselben sind wie die der Zuckerindustrie, der Tabakindustrie und der Alkoholindustrie.

Menschen ermorden und essen Milliarden von Tieren, nachdem sie vorher ihr kurzes Leben lang auf zu engem Raum gequält wurden. Sie denken, sie haben das Recht dazu.

Menschen verspotten, foltern und ermorden andere Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder sonst etwas, was nicht ihren eigenen Ansichten entspricht.

Natürlich gibt es zwischen all dem immer mehr Menschen, die all das sehen, es kritisieren und dafür aufstehen, dass die Welt, also die Menschen, sich ändern.

Doch der Klimawandel kommt immer schneller und das Erwachen der Menschheit kommt sehr langsam.

 

Wie nutzen wir die Stille?

 

Und jetzt hat es gekracht. Ausgelöst durch einen Virus, den wir selbst mitverursacht haben, steht die Welt still. In dieser Stille sind wir gerade alle miteinander verbunden. Das sind wir sowieso, aber jetzt können wir es viel deutlicher wahrnehmen.

Die große Frage, die ich stelle, ist: Wie nutzen wir diese Stille? Richten wir den Blick nach innen oder schauen wir weiterhin nur nach vorne?

Was ich jetzt gerade in der Welt sehe, ist:

Ganz viel Kreativität, die entsteht. Menschen kommen auf die interessantesten Ideen, jetzt, wo sie Zeit haben. (Hast Du auch so viele Videos zugeschickt bekommen…?)

Solidarität und Gemeinschaft. Gerade wegen der Abstandsregelung suchen und brauchen Menschen Nähe. Dafür werden sie erfinderisch, versammeln sich auf Balkonen und singen gemeinsam. Sie unterstützen einander und bieten ihre Hilfe an.

Die Natur erholt sich. Tiere nehmen wieder mehr Platz in der Stadt ein, wenn auch nur nachts. Die Luft wird besser, durch die geringe Anzahl an Autos, Schiffen und Flugzeugen, die unterwegs sind.

Es gibt Forderungen nach mehr Lebensraum für Tiere und Umwelt.

In Spanien wird ernsthaft über das Grundeinkommen diskutiert.

Es gibt Plakatwände mit Blumenwiesen statt mit Konsumwerbung (siehe Bild)

 

Setzen wir uns füreinander ein?

 

All das macht mir sehr viel Hoffnung. Gleichzeitig sehe ich ab und zu die Nachrichten und bekomme wieder Zweifel:

Schaffen wir es nicht, 20.000 Menschen nach Deutschland oder Europa zu holen, sondern überlassen sie lieber an der griechischen Grenze ihrem Schicksal?

Gerade die Ärmsten sind überall auf der Welt am meisten betroffen. Treten wir dafür ein, sie zu unterstützen und die Spaltung zwischen arm und reich zu beseitigen?

Es zeichnet sich ab, dass es wieder einmal Frauen sind, die Verliererinnen der Krise sein werden. Tun wir uns alle zusammen und kämpfen für Gleichberechtigung?

Wir haben es in der Hand. Machen wir dicht und gehen in die Angst oder öffnen wir uns und gehen in die Liebe? Jede und jeder Einzelne von uns kann sich entscheiden, wie sie*er mit der Situation umgeht. Die Möglichkeit des Innehaltens im Außen bietet uns die Möglichkeit des Innehaltens im Innen. In dieser Stille kann Veränderung entstehen, die immer zuerst im einzelnen Menschen entsteht. Und damit in Dir.

Wie gehst Du mit der Situation gerade um?

Hast Du schon hineingespürt, was momentan in Dir los ist und Dir erlaubt, zu fühlen, was da ist?

Das ist nach dem Innehalten der nächste Schritt, um eine Veränderung in Dir zu bewirken. Indem Du Dich veränderst, bringst Du Veränderung in die Welt. Denn wir bringen das nach außen, was in uns ist.

Was möchtest Du in die Welt bringen?