Die Unbeweglichkeit vieler Männer

Die Unbeweglichkeit vieler Männer

Der Weg des Herzens

[Lesezeit: ca. 3 Minuten)]

 

Es gibt ein Problem, das weit verbreitet zu sein scheint: Viele Menschen leiden offensichtlich darunter, dass ihr Gegenüber (in welcher Form von Beziehung auch immer) sich nicht bewegt. Diejenigen, die darunter leiden, sind häufig Frauen. Diejenigen, die sich nicht bewegen, häufig Männer. Was ist da los?

 

Gründe für das Verhalten mancher Frauen

Wenn man einen Blick in die Vielzahl der Selbsterfahrungskurse wirft, die so angeboten werden, ist leicht zu erkennen, dass sich dort zum ganz überwiegenden Teil Frauen finden. Ebenso wie in der Psychotherapie. Offensichtlich fällt es Frauen leichter sich zu reflektieren und daraus Veränderungen folgen zu lassen, als Männern. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass wir in einer Welt leben, in der Frauen sich einer großen Anzahl von Ansprüchen gegenübersehen und sie deswegen ständig versuchen, sich zu optimieren. Sie sind es gewohnt, an sich zu arbeiten, weil sie ständig in Frage gestellt werden und das früher oder später verinnerlichen. Ein anderer Grund kann der Zyklus sein. Für Männer vermutlich kaum nachvollziehbar, fordert der Zyklus von Frauen ein monatliches Annehmen und Loslassen. Unter anderem ist das mit mal mehr, mal weniger starken emotionalen Schwankungen verbunden. Frauen sind es dadurch eher gewohnt, sich mit ihren Gefühlen zu beschäftigen.

 

Gründe für das Verhalten mancher Männer

Männer stellen hingegen eher die Norm dar. Sie dürfen vielmehr so sein, wie sie sind. Die Aufforderung, an sich zu arbeiten, ist deutlich geringer als bei Frauen oder betrifft zumindest weniger Bereiche. Das kann durchaus dazu beitragen, dass sie länger brauchen, bis sie sich bewegen. Oftmals erst dann, wenn ihr Problem körperlich wird und es zu Schmerzen oder Beeinträchtigungen kommt – oder die Partnerin mit Trennung droht.

Ein anderer Aspekt ist allerdings auch die immer noch verbreitete Vorstellung, dass Männer stark sein sollten. Das lädt nicht dazu ein, sich achtsam den eigenen Gefühlen zuzuwenden und ihnen Ausdruck zu verleihen. Selbst wenn sich ein Mann diesem Anspruch des stark-sein-müssen bewusst ist und ihn damit zum Teil auflöst, besteht der Gedanke in der Gesellschaft weiter und übt Einfluss aus.

 

Der Konflikt

In Beziehungen kommt es durch dieses unterschiedliche Verhalten häufig zu Konflikten. Denn wenn eine Person vorwärts geht, sich reflektiert und an sich arbeitet, führt das zu einer Entwicklung und Veränderung sowohl im Innen, als auch im Verhalten dieser Person. Bleibt die andere Person wo sie ist, kommt es daher früher oder später zwangsläufig zu dem Punkt, an dem das Gegenüber zum einen nicht mehr folgen kann und zum anderen mit dem Rücken an der Wand steht. Das heißt, diese Person ist am Zug und müsste jetzt aktiv werden. Dieser Moment ist wichtig. Denn hier entscheidet sich oft, ob die Beziehung fortgeführt wird oder ob es zur Trennung kommt. Wenn sich die Person jetzt nicht bewegt, stehen die Chancen schlecht für die weitere Beziehung bzw den Kontakt.

Hier geht es auch oft um Missverständnisse. Das heißt, die beiden Menschen verstehen nicht, was der jeweils andere meint oder verletzen sich gegenseitig, weil sie auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren. Es ist sehr schwer, jemandem (Handlungs-)Möglichkeiten verständlich zu machen, wenn dieser sie gar nicht wahrnehmen möchte.

Es gibt so viele Frauen, die an der Bewegungslosigkeit der Männer schier verzweifeln. Zuweilen sind sie sogar genau deswegen in Therapie – weil ihr Partner keine Therapie macht und sie unter seinem Verhalten leiden. Ihnen wird oft vorgeworfen, dass sie ihre Partner in irgendwelche Kurse mitschleifen. Ja, das kommt vor. Aber geschieht das vielleicht aus Liebe und in der Hoffnung, dass die Beziehung sich dadurch bessert? Bewegen die Männer sich nicht, kann es sein, dass den Frauen irgendwann die Kraft ausgeht und sie gehen.

 

Ein Blick auf die Metaebene

Auf einer anderen Ebene ist dieses unterschiedliche Verhalten noch deutlicher zu erkennen. Schauen wir uns den Zustand der Welt an, stellen wir fest, dass es überwiegend Männer sind, die in Politik, Religion und Wirtschaft an den Hebeln sitzen. Die Konkurrenz, das Gegeneinander und die Ausbeutung, die durch diese Ungleichverteilung entstanden sind, führen zu viel Leid in der Welt. Es bewegt sich kaum etwas und viel zu wenig auf den Führungsebenen, obwohl alle um den Zustand der Erde wissen.

 

Es geht um dich

Die Welt braucht jetzt dringend Männer, die sich auf den Weg machen und sich trauen, ihre Gefühle wahrzunehmen und darüber zu reden, wie es ihnen geht und was sie empfinden. Denn dann hört das Kämpfen auf und die Welt kommt wieder ins Fühlen und zu einem Miteinander.

Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, in jedem Moment seines Lebens, etwas zu verändern. Natürlich braucht es Mut und ja, es kostet Kraft. Aber es lohnt sich. Denn es geht um die eigene Befreiung aus ungesunden Mustern und darum, mit der ganzen Kraft und aus dem Herzen heraus zu leben. Das macht das Leben so viel angenehmer. Für einen selbst ebenso wie im Kontakt mit anderen.